Am Ende Dezember 2020 führte die Stiftung Deutsche und Chinesische Kultur Interview mit dem Bundesgeschäftsführer vom Bundesverband mittelständische Wirtschaft (Abkürzung: BVMW) Markus Jerger.
Das Interview wird auf der chinesischen Zeitschrift World Market veröffentlicht. Im Jahr 1984 erschien die erste Ausgabe der Zeitschrift. Die World Market hat ihren Redaktionssitz in Shanghai und wird vom Shanghai Electronic Commerce Promotion Center herausgegeben, die ihrerseits zur Shanghai Electronic Commerce Promotion Center gehört. Sie erscheint zweimonatlich.
Die World Market gehört zu einer der einflussreichsten allgemeinen Zeitschrift im Bereich Außenwirtschaft in China.
Lesen Sie im folgenden das Interview zwischen uns:
Frage 1: Wie sehen Sie als Verband die Entwicklung der KMU-Kooperation zwischen Deutschland und China?
Der Mittelstand ist ein wichtiger Grundstein für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung Deutschlands und Chinas gleichermaßen. Der Mittelstand ist gleichzeitig die dynamischste und kreativste Kraft der Wirtschaft. Für unseren Verband kann ich sagen, dass sich die deutsch-chinesische Mittelstandskooperation sehr positiv entwickelt hat und weiterwächst.
Frage 2: Halten Sie die Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern für ausreichend? Was könnte man noch tun?
Unsere beiden Länder können zunächst einmal auf das bisher Erreichte stolz sein: China ist Deutschlands größter Handelspartner. Im Jahr 2018 belief sich das bilaterale Handelsvolumen auf knapp 200 Milliarden Euro. Wir exportieren vor allem Maschinen, Autos, Kfz-Teile und Elektrotechnik. Das sind alles Branchen, in denen mittelständische Produzenten oder Zulieferer dominieren.
Auch in unserem Verband ist das Interesse an China in den vergangenen Jahren enorm gewachsen. Kooperationen von Mitgliedsunternehmen mit chinesischen Partnern bestehen in nahezu allen Wirtschaftsbereichen und in verschiedensten Formen. Das reicht vom klassischen Handelsgeschäft bis zu Joint-Venture in beiden Ländern – mit stark zunehmender Tendenz. Und ich bin sicher, dass es noch viel mehr Möglichkeiten und Erweiterungspotenzial gibt.
Frage 3.1: Wie beschreiben Sie die Charakteristika von KMU in Deutschland?
Nach gängiger Definition zählen in Deutschland alle Unternehmen mit bis zu 500 Beschäftigen und weniger als 50 Millionen Euro Jahresumsatz zu den KMU. Das trifft für 99 Prozent der insgesamt rund 3,5 Millionen Unternehmen zu. KMU erwirtschaften mehr als jeden zweiten Euro (Nettowertschöpfung) und bilden das Rückgrat der deutschen Industrie und Dienstleistung. Ein entscheidendes Kriterium des deutschen Mittelstands ist, dass die Unternehmen inhabergeführt sind.
Deutsche KMU legen sehr viel Wert auf F&E und verfügen über viele eigene Patente und einen hohen Anteil an Spezialisten und Fachkräften. Von den weltweit rund 2.700 „Hidden Champions“ kommt die Hälfte aus dem deutschen Mittelstand.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der deutsche Mittelstand auf Technologie, Produktionsprozesse und Produktqualität spezialisiert sind.
Frage 3.2: Was haben sie für Schwierigkeit in der Zusammenarbeit mit China?
Die Schwierigkeit für deutsche Unternehmen liegt oft darin, den richtigen chinesischen Unternehmenspartner zu finden. Es fehlt vielfach die Möglichkeit zum gegenseitigen Kennenlernen, um eine Zusammenarbeit anhand eines Produktes oder eines Projektes zu entwickeln. Genaue Planung und intensive, ständige Abstimmung sind für deutsche Unternehmen von großer Bedeutung. Oft sehen wir, dass sich die Situation sehr schnell und sehr dynamisch ändert. Zudem stellt die Finanzierung in vielen Fällen eine große Herausforderung für deutsche Unternehmen dar.
Frage 3.3: Was sind Ihrer Meinung nach der Schwierigkeit für Unternehmen aus China?
Je nach Unternehmen gibt es unterschiedliche Situationen. Ich denke, dass unsere Mitarbeiter in den Service Centern jede Situation einschätzen können, weil sie sich tagtäglich damit befassen.
Frage 4.1: Wie sehen Sie die Komplementarität der KMU in den beiden Ländern?
Unternehmen werden von Menschen geführt. Ich denke, dass Menschen aus unseren beiden Ländern sehr viel voneinander und gegenseitig lernen können, wie sie sich in der jeweiligen Situation, Region, Branche und am Markt entwickeln. Die Konkretisierung oder Konzentration auf die eine oder andere Technik, auf ein Produkt oder einen Typus offenbart sich oft in diesem Prozess. Dafür bieten wir als Verband mit jährlich mehr als 2000 Veranstaltungen und Unternehmertreffen, national wie auch international, eine ideale Plattform.
Frage 4.2: Wodurch kann die Zusammenarbeit verstärkt und gefördert werden?
Wir haben als Verband in Shanghai, Beijing, Chengdu und Changzhou Service Center eingerichtet. Sie sind sehr eng verbunden mit dortigen Verbänden und Behörden. In allen Belangen stehen den Unternehmern qualifizierte Mitarbeiter und Experten zur Seite. Im Übrigen spiegelt sich diese Infrastruktur auch in Deutschland in Berlin, Hamburg, Frankfurt wider.
Wir freuen uns, dass zunehmend auch SME aus China nach Deutschland kommen und Mitglied werden. Somit können wir sie in Deutschland noch gezielter und besser betreuen.
Frage 5: Bitte beschreiben Sie die Funktionen und Stärken Ihres Verbandes und wie sehen Sie die Entwicklung Ihres Verbandes in China?
Der BVMW ist die größte, politisch unabhängige und branchenübergreifende Interessenvereinigung des Mittelstands in Deutschland. Im Rahmen unserer Mittelstandsallianz vertreten wir mehr als 32 mittelständisch geprägte Verbände mit insgesamt über 960.000 Mitgliedern.
Wir machen uns für jeden Einzelnen und alle gemeinsam für Ihre Interessen stark. Ganz wichtig ist uns der Netzwerkgedanke: Wir bringen Sie mit den richtigen Menschen in Verbindung und initiieren den Meinungs- und Erfahrungsaustausch mit hochrangigen Politikern aus Deutschland und der Europäischen Union.
Zugleich sind wir organisatorisch wie auch inhaltlich ein Kompetenz- und Leistungscluster mit unserer Bildungsallianz, unserer Mittelstandsallianz Afrika, dem Mittelstand 4.0 Kompetenzzentrum oder DATASkils, dem Daten und Digitalisierungs- Centrum für die deutsche Wirtschaft, um nur wenige Beispiele zu nennen.
Die Entwicklung unseres Verbandes in China wächst stetig mit Unterstützung der Sonderwirtschaftszone und Wirtschaftsförderung.
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